Bahnbrechende Neuerungen und Verbesserungen der
radiologischen Diagnostik haben es in den letzten Jahren möglich gemacht,
raumfordernde Prozesse in der Größenordnung von wenigen - Millimetern
sichtbar zu machen, diagnostisch einzuordnen, zu biopsieren und - je nach
Gewebeart - so zu therapieren, daß die Funktion benachbarter wichtiger
Strukturen der Sehbahn, der Hypophyse und des Hypothalamus in den meisten
Fällen erhalten werden kann. In den meisten aktuellen Lehrbüchern der
Augenheilkunde, Neuroophthalmologie, Neurologie und Neurochirurgie wird
die ophthalmologische Symptomatik suprasellärer Tumoren mit dem sog.
Chiasmasyndrom charakterisiert, das aus einem beiseitigen Visusverlust,
bitemporalen Gesichtsfeldausfällen und einer Optikusatrophie besteht. Die
verdienstvolle Beschreibung dieses Syndroms stammt aus der Zeit vor der
Entwicklung der bildgebenden Diagnostik und vor der Einführung
differenzierter Behandlungsmethoden. Beim klinischen Vollbild des
Chiasmasyndroms sind die Tumoren häufig so großvolumig, daß ihre operative
Therapie, soweit sie dann überhaupt noch vollständig erfolgen kann, mit
einer hohen Morbidität und Mortalität verbunden ist. Wünschenswert und
heute auch meist erreichbar ist die Diagnose kleiner Raumforderungen mit
diskreten ophthalmologischen Ausfallserscheinungen, meist in Form von
kleinen, fleckförmigen oder bogenförmigen Skotomen bzw. Zentralskotomen
vor Eintritt einer irreversiblen Optikusatrophie. Da ein großer
Prozentsatz der suprasellären Raumforderungen als früheste klinische
Zeichen eine ophthalmologischen oder endokrinologischen Symptomatik
aufweisen, ist es notwendig, daß der Augenarzt über beides, die ersten
Symptome einer suprasellären Raumforderung und auffällige
endokrinologische Befunde, Bescheid weiß und die entsprechenden Symptome
gezielt erfragen kann. Auf diesem Symposium sollen deshalb die frühe
ophthalmologische Symptomatik sowie typische endokrinologische Frühzeichen
dargestellt und darauf eingegangen werden, welche anammestischen Fragen zu
stellen sind. Danach soll an konkreten Beispielen Untersuchungstechnik und
neuroradiologische Differentialdiagnose suprasellärer Raumforderungen
dargestellt sowie die Morbidität, Mortalität und diagnostische Sicherheit
stereotaktisch-bioptisches Verfahren diskutiert werden. Abschließend wird
von neuropathologischer Seite auf die Epidemiologie der wichtigsten
suprasellären Raumforderungen sowie auch der histopathologischen
Differenzierbarkeit eingegangen. Dabei soll insbesondere auf häufige
Fehldiagnose-Möglichkeiten und die Kriterien der Dignitätsbeurteilung
hingewiesen werden.
Abschließend besteht die Möglichkeit, in einer
Podiumsdiskussion mit den Referenten, alle diagnostischen Aspekte
eingehend zu diskutieren. |