Albrecht von Graefe und die Geschichte der Augenheilkunde

1850 – erste Extraktionen der getrübten Linse

Seit mehr als 3000 Jahren gibt es „Ärzte“, die sich mit den Erkrankungen des Auges befassen. Die älteste belegte ophthalmologische Operation, der „Starstich“, ist ungefähr 2500 Jahre alt. Im Mittelalter haben diagnostischer und therapeutischer Fortschritt für Jahrhunderte stagniert, obwohl sich die mittelalterliche Intelligenz in Person der Mönche mit den verwandten und sich wechselseitig beeinflussenden „Licht-Disziplinen“ Optik, Astronomie und Augenheilkunde beschäftigt hat, da Gott nach der Genesis das Licht als erstes erschuf.

Des Schreibens und Lesens mächtig, waren die Mönche die ersten, die – nach Eintritt der Alterssichtigkeit – Lesehilfen bedurften und solche benutzten. Auf Grund des Dogmas „Die Kirche vergießt kein Blut“ ist die ophthalmologische Chirurgie aber lange in den Händen von „Paramedizinern“ geblieben. Die ersten Extraktionen der getrübten Linse liegen 100 Jahre zurück. Die Augenheilkunde ist Teilgebiet der Chirurgie.

1850 – Augenspiegel

Der Physiker Hermann von Helmholtz (1821-1894) stellt in Königsberg den Augenspiegel vor. Dieses Gerät ermöglicht erstmals die Erhebung von Befunden am Augenhintergrund beim lebenden Menschen. Es führt zu einem geradezu dramatischen Zuwachs an Erkenntnis und fördert damit entscheidend die Spezialisierung und so die Entwicklung der Augenheilkunde hin zu einem eigenständigen Fach.

1851, 1. November – Albrecht von Graefes Augenklinik

Albrecht von Graefe (1828-1870) lässt sich in Berlin in eigener privater Augenklinik nieder.

1852 – erster Lehrstuhl für Augenheilkunde

Karl Himly und C.G.Th. RueteIn Leipzig wird der erste Lehrstuhl für Augenheilkunde im Deutschen Reich errichtet und mit Theodor Ruete (1810-1867) besetzt

1854 – erste ophthalmologische Fachzeitschrift weltweit

Albrecht von Graefe gibt in Berlin den 1. Band des bis heute bestehenden „Archiv für Ophthalmologie“ heraus. Es ist dieses die erste ophthalmologische Fachzeitschrift weltweit, die heute noch existiert.

A. v. Graefe, Archiv für Ophthalmologie, 1. Band 1854

Mitte 1856 – „Jünger der Ophthalmologie“

Albrecht von Graefe schreibt in einem Brief an seinen Schüler und Freund Adolf Weber (1829-1915): „Ich habe daran gedacht, ob es nicht zu verwirklichen wäre, dass gewisse eifrige Jünger der Ophthalmologie sich alljährlich an einem schönen Punkte, z.B. Heidelberg, träfen und einige Zeit des Beisammenseins, z.T. in wissenschaftlichen Bestrebungen und Mitteilungen, z.T. in harmloser Muse verbrächten“.

Adolf Weber

03. bis 05. September 1857 – Gründungsdatum der DOG

Albrecht von Graefe trifft sich mit 11 Gleichgesinnten, darunter unter anderem seinem Lehrer Ferdinand Arlt (1812-1887), Adolf Weber, Friedrich Horner (1831-1886), Alexander Pagenstecher (1828-1879) und Carl Wilhelm von Zehender (1819-1916) in Heidelberg. Tagungsort ist das „Hotel Schrieder“. Es werden 12 wissenschaftliche Vorträge gehalten. Das Datum dieser Versammlung wird nach dem 2. Weltkrieg zum Gründungsdatum der DOG bestimmt.

Ferdinand Arlt

5. September 1863 – Gründungsdatum II

Nach einigen losen Treffen in den zurückliegenden Jahren gibt sich die „Ophthalmologische Gesellschaft“ Statuten, die aus 4 von Albrecht von Graefe entworfenen Paragraphen bestehen. Im Gegensatz zu den ersten 6 Jahren gibt es ab jetzt offizielle Berichte. Tagungsorte in Heidelberg werden das Hotel Schrieder, die Aula der Universität und die Stadthalle sein. Bis 1940 gilt das Jahr 1863 innerhalb der DOG – formal korrekt – als Gründungsdatum.

Statuten der DOG, Klinische Monatsblätter für Augenheilkunde 1863

1863 – Klinische Monatsblätter für Augenheilkunde

Carl Wilhelm von Zehender gibt die „Klinischen Monatsblätter für Augenheilkunde“ im Enke Verlag Stuttgart heraus. Zweck der bis heute ununterbrochen erscheinenden „Monatsblätter“ ist die Veröffentlichung der DOG-Tagungsberichte. Es soll mit Ihnen aber auch ein mehr praxisorientiertes (klinisches) Gegengewicht gegen das mehr wissenschaftlich ausgerichtete „Archiv für Ophthalmologie“ geschaffen werden.

Carl Wilhelm von Zehender

1866 – erstmals Kriegsbedingte Suspendierungen

Die bisher jährlichen Tagungen der DOG werden wegen des Deutsch-Österreichischen Krieges erstmals suspendiert. Kriegsbedingte Suspendierungen wird es wiederholt bis 1947 geben.

1867 – Handbuch der physiologischen Optik

Hermann von Helmholtz, jetzt in Heidelberg, gibt das „Handbuch der physiologischen Optik“ heraus und schafft damit die Grundlagen der „Physik des Auges“. Er entwickelt darin eine bis heute weitgehend gültige Akkommodationstheorie (Young-Helmholtzsche Akkommodationstheorie).

1868 – „Die Augenheilkunde an preußischen Universitäten…“

Julius Jacobson (1828-1889) bringt seine Streitschrift „Die Augenheilkunde an preußischen Universitäten – ein Nothstand im Cultus“ heraus, welche er dem preußischen Kultusminister und den Parteiführern im preußischen Landtag übermittelt. Er schreibt darin unter anderem:
„Sollte meine Darstellung der allgemeinen Unterrichts-Übelstände nicht klar und beweisend genug sein, um endlich durchgreifende Änderungen zu bewirken, so werde ich meinerseits nicht ermüden, die Unhaltbarkeit der jetzigen Verhältnisse durch genaues Eingehen auf das Detail auch dem blödesten Auge sichtbar zu machen“.

Vor allem Dank der Aktivitäten Jacobsons, der Schüler und Freund Albrecht von Graefes ist, wird die Augenheilkunde an preußischen Universitäten selbständiges Fach mit eigenen Lehrstühlen. Mit der Reichsgründung 1871 erreicht diese Entwicklung das gesamte Deutsche Reich, also unter anderem auch die Königreiche Bayern, Württemberg und Sachsen. Bis 1882 erhält jede medizinische Fakultät einen Lehrstuhl für Augenheilkunde. Julius Jacobson wird 1873 erster Ordinarius in Königsberg.

Streitschrift Jacobson

1869 – „Archiv für Augen- und Ohrenkrankheiten“

Hermann Knapp (1832-1911) gibt gemeinsam mit S. Moos den 1. Band seines „Archiv für Augen- und Ohrenkrankheiten“ und damit die 3. bedeutende, deutsche Fachzeitschrift für Augenheilkunde heraus. Knapp siedelt in die USA über, wo er – quasi in Fortsetzung des deutschen Archivs – die heute noch existierenden „Archives of Ophthalmology“ begründet. Das „Archiv für Augenheilkunde“, wie es ab 1879 heißt, wird von Carl Schweigger (1830-1905), dem Nachfolger Albrecht von Graefes auf dem Berliner Lehrstuhl, und von Carl von Hess (1863-1923) fortgeführt (Daher auch „Archiv für Augenheilkunde Knapp-Schweigger-Hess). Es wird 1938 mit „Graefes Archiv für Ophthalmologie“ verschmolzen.

Hermann Knapp

20. Juli 1870 – Albrecht von Graefe, stirbt in Berlin

Der Gründer der DOG und Nestor der modernen Augenheilkunde, Albrecht von Graefe, stirbt in Berlin einen Tag nach dem Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges an Tuberkulose. Die von ihm gegründete Fachzeitschrift heißt zu seinen Ehren ab 1871 „Graefes Archiv für Ophthalmologie“.

1872 – Spenden für ein von Graefe-Denkmal

Freunde und Schüler Albrecht von Graefes rufen zu Spenden für ein von Graefe-Denkmal auf. Geldzuwendungen kommen in den folgenden Jahren aus aller Welt.

1873 – Initiative zum „Graefe-Preis“

Robert Ritter von Welz (1814-1878) aus Würzburg stiftet „im treuen Andenken seines unvergessenen Freundes und Lehrers“ den heute alle 2 Jahre vergebenen „Graefe-Preis“. Er wird 1877 erstmals an Theodor Leber vergeben.

Robert Ritter von Welz

1874 – Stiftung der Graefe-Medaille

Die DOG beschließt die Stiftung der Graefe-Medaille zur Erinnerung an ihren Gründer Albrecht von Graefe. Diese höchste wissenschaftliche Auszeichnung der DOG soll „alle 10 Jahre demjenigen zuerkannt werden, der sich unter den Zeitgenossen – ohne Unterschied der Nationalität – die größten Verdienste um die Förderung der Ophthalmologie erworben hat“. Vor allem auf Grund mangelnder Finanzmittel wird es noch 12 Jahre dauern, bis die Medaille 1886 zum ersten Mal an Hermann von Helmholtz vergeben wird. Weitere Preisträger sind unter anderem Theodor Leber (1840-1917), Ewald Hering (1834-1918), Carl von Hess (1863-1923) und Jules Gonin (1870-1935).

Carl von Hess

1875 – „Ophthalmologische Gesellschaft Heidelberg“

Die DOG heißt jetzt „Ophthalmologische Gesellschaft Heidelberg“

Ab 1875

In Folge der errichteten Ordinariate kommt es bis 1910 zum Neubau der 1. Generation der universitären (aber auch nicht-universitären) Augenkliniken. Die zunehmende Bedeutung der Augenheilkunde schlägt sich auch in zahlreichen, neuen Lehrbüchern nieder. Eines der modernsten seiner Zeit ist das „Lehrbuch der Augenheilkunde in der Form klinischer Besprechungen“ von Paul Römer (1873-1937), der in der 1. Auflage von 1910 schreibt: “Die Unvollkommenheit unseres Wissens bedrückt den Forscher in mir, das Unzulängliche unseres therapeutischen Könnens lastet schwer auf der Seele des Arztes und nur die Freude, mit einer zukunftsreichen Jugend zusammenzuarbeiten und ihr zu dienen, ermutigt den Lehrer in mir zur Herausgabe dieses Buches.“

aus: Römer: „Lehrbuch der Augenheilkunde“, 2. Auflage von 1913
Paul Römer

1877

Julius Hirschberg (1843-1925) gibt den 1. Band seines „Centralblatt für praktische Augenheilkunde“ bei Veit & Comp in Leipzig heraus. In diesem Journal werden Originalarbeiten publiziert, aber vor allem wissenschaftliche Arbeiten aus anderen Zeitschriften referiert. Ziel ist es, „gefiltertes Wissen“ möglichst schnell dem ophthalmologischen Praktiker zugänglich zu machen. Hirschberg wird das „Centralblatt“ bis 1918, also über mehr als 40 Jahre, redigieren.

Julius Hirschberg

1881

Zum ersten Mal nimmt eine Frau an einer Tagung der DOG teil.

22. Mai 1882

Genau am 54. Geburtstag Albrecht von Graefes wird sein Denkmal an der Ecke Luisen- und Schumannstraße an der Charité in Berlin enthüllt. Das Denkmal wird 2005 mit Unterstützung der DOG grundlegend restauriert.

von-Graefe Denkmal Berlin

09.-12. August 1888

Der 7. Weltkongress für Augenheilkunde findet in Heidelberg statt. Kongresspräsident ist Frans Cornelis Donders (1818-1889) aus Utrecht/Niederlande, der erstmals 1858 an einer DOG-Tagung teilgenommen und die Geschicke der Gesellschaft nach dem Tode seines engen Freundes Albrecht von Graefes maßgeblich mit bestimmt hat.

Frans Cornelis Donders

1896

Die DOG-Tagungsberichte werden in den neuen „Berichten der Ophthalmologischen Gesellschaft“ (später „Fortschritte der Augenheilkunde“, heute „Der Ophthalmologe“) und nicht mehr in den „Klinischen Monatsblättern“ publiziert.

September 1903

Die DOG wird in das Vereinsregister von Heidelberg eingetragen und gewinnt dadurch erst jetzt Rechtsfähigkeit. Erster „rechtmäßiger“ Präsident (Vorsitzender des Vorstandes) wird Theodor Leber, erster „rechtmäßiger“ Schriftführer wird August Wagenmann (1863-1955).

Theodor Leber
August Wegemann

1911

Die DOG nimmt mit Dr. Clara Knieper aus Mittweida/Sachsen erstmals eine Frau als Mitglied auf.

1911

Allvar Gullstrand (1862-1930) aus Uppsala/Schweden erhält für seine Arbeiten zur physiologischen Optik des Auges (Definition des „Normalauges“) als bisher einziger Ophthalmologe den Nobelpreis für Medizin. Gullstrand, welcher im gleichen Jahr auch die Spaltlampe vorstellt, ist langjähriges Mitglied der DOG und ab 1912 Mitglied des DOG-Vorstands. Er besucht wiederholt die Tagungen in Heidelberg. 1928 bekommt er von der DOG die Graefe-Medaille zugesprochen.

Allvar Gullstrand

August 1914

Der 1. Weltkrieg beginnt. Dieser führt zur Suspendierung der Tagungen von 1914, 1915 und 1917 und zum Abbruch der ophthalmologischen Beziehungen zu den Kriegsgegnern. Kontakte zu neutralen Staaten bleiben erhalten. Etwa 20 DOG-Mitglieder kommen durch Kriegshandlungen ums Leben.

November 1918

Mit dem Ende des Kaiserreichs beginnt die Weimarer Republik. Die Führung der DOG und die Ordinarien bleiben im Amt und – soweit das heute noch rekonstruierbar ist – eher kaisertreu eingestellt. Vorsitzender der DOG in der Übergangszeit ist Wilhelm Uhthoff (1853-1927).

Wilhelm Uhthoff

1918

Julius Hirschberg beendet mit „Die Reform der Augenheilkunde“ den letzten Band seiner „Geschichte der Augenheilkunde“, die in der 2. Auflage des „Handbuch der gesamten Augenheilkunde“ von Alfred Graefe (1830-1899), dem Vetter Albrecht von Graefes, und Theodor Saemisch (1833-1909) erscheint. Dank dieses epochalen, mehrere tausend Seiten umfassenden Werkes, das 1899 mit „Die Augenheilkunde der alten Ägypter“ begonnen hat, verfügt keine andere medizinische Fachdisziplin über so detaillierte Informationen zur eigenen Historie wie die Ophthalmologie. An seine private Augenklinik in der heutigen Reinhardtstraße 34 unweit des Reichstagsgebäudes in Berlin erinnert heute eine Gedenktafel.

Gedenktafel Julius Hirschberg

6. August 1920

Auf Antrag Emil Krückmanns (1865-1944) beschließt die Mitgliederversammlung anlässlich der 42. Tagung in Heidelberg einstimmig, die „Ophthalmologische Gesellschaft Heidelberg“ in „Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft“ (DOG) umzubenennen. Der Name hat bis heute Bestand. Die Aufnahme des Wortes „Deutsche“ rührt sicherlich ganz wesentlich daher, dass die internationalen Boycottmaßnahmen gegen die neue Weimarer Republik nationalistischen Tendenzen auch innerhalb der Augenheilkunde Vorschub geleistet haben.

08. bis 10. Juni 1922

Die DOG tagt mit ihrem 43. Kongress erstmals in ihrer Geschichte nicht in Heidelberg, sondern in Jena.

1926

Theodor AxenfeldNach den ersten, schwierigen Jahren der Weimarer Republik schreibt Theodor Axenfeld (1867-1930) anlässlich seines Jubiläums „25 Jahre Schriftleiter der Klinischen Monatsblätter für Augenheilkunde“ den zeitlos aktuellen Satz: „Nur wer mit der Gedankenarbeit seines Faches in fortgesetzter Verbindung bleibt … wird sein klinisches Urteil vertiefen und in vollem Maß den Trieb zur Fortbildung und die Freude am Fortschritt sich bewahren und damit das unentbehrliche Gegengewicht haben gegen die rein technische Einstellung und die Absorption durch die wirtschaftliche Not des Tages, die gerade heute in übermäßigem Grade die Gedanken zu verbrauchen droht.“

30. Januar 1933-08. Mai 1945

Durch die „Machtergreifung“ Adolf Hitlers kommt es zum Bruch in der deutschen Augenheilkunde. Leitende Positionen auch in der Ophthalmologie werden vor allem bis 1938 großenteils „nach Parteibuch“ besetzt, und Gesetze wie z.B. das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ vom 14.07.1933 beeinflussen die praktische Augenheilkunde in bisher nicht gekannter Weise. Von den im Jahre 1933 in Deutschland lebenden 193 (Stand 2014) jüdischen Augenärztinnen und Augenärzten – davon sind knapp 40% DOG-Mitglied – emigrieren bis 1941 ca. 65%, 14% kommen bis zum Kriegsende in einem Konzentrationslager oder einer Haftanstalt ums Leben. Einer der Emigranten ist Aurel von Szily (1880-1945), der 1939 in seine Heimatstadt Budapest zurückkehrt, nachdem er 1935 vom Münsteraner Lehrstuhl vertrieben und ihm 1937 zwangsweise die Schriftleitung der „Klinischen Monatsblätter für Augenheilkunde“ entzogen worden ist.
Von etwa 80% der jüdischen Mitglieder heißt es bis 1940 in den Berichten der DOG: „freiwillig ausgetreten“. Zumindest in den ersten Jahren begegnet die DOG-Führung den neuen, totalitären Machthabern überwiegend mit Sympathie. Nach bisherigem Forschungsstand ist die DOG aber nicht in NS-Verbrechen verwickelt. Als regimekritisch gilt insbesondere der Schriftführer der DOG ab 1938 und Heidelberger Ordinarius Ernst Engelking (1886-1975). Der DOG-Vorsitzende Walther Löhlein (1882-1954) wird in seiner Eigenschaft als Lehrstuhlinhaber in Berlin Augenarzt Adolf Hitlers.

Aurel von Szily
Ernst Engelking
Walther Löhlein

06. bis 08. August 1934

Die DOG begeht ihre 50. Tagung in Heidelberg. Nach der auferlegten Änderung der Statuten gerät sie unter den Einfluss des Reichsministeriums des Inneren.

04. bis 06. Juli 1938

Die 52. Tagung der DOG findet in Heidelberg statt. Die Diskussionen um das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“, d.h. die Indikationen zur (Zwangs-) Sterilisation, werden erstaunlich kontrovers geführt, wobei Nicht-NSDAP-Mitglieder unter den Ophthalmologen z.T. eine striktere Haltung einnehmen als NSDAP-Mitglieder. Ernst Rahlson (1871-1944) ist der einzige und letzte jüdische Augenarzt, der an einer Tagung der DOG während der Zeit des Nationalsozialismus teilnimmt.

Ernst Rahlson

05. bis 07. August 1940

Die 53. Tagung der DOG findet in Dresden im Hygiene-Museum statt. Sie ist wegen des 2. Weltkrieges die letzte während der Zeit des Nationalsozialismus.

23. bis 25. August 1948

Die 54. Tagung der DOG ist die erste nach dem 2. Weltkrieg. Sie findet wieder in Heidelberg statt. Die DOG rekonstituiert sich unter Aufsicht der alliierten Militärbehörden am 24. August mit ihren alten Statuten vom 15. September 1903.

Bericht von der Tagung 1948

18. bis 20. September 1950

Die 56. Tagung der DOG findet in München statt. Mit einer Gedächtnisfeier für Hermann von Helmholtz wird an „100 Jahre Augenspiegel“ erinnert. Die Zahl der DOG-Mitglieder überschreitet 1949/50 1000.

1957

Die DOG begeht ihr 100-jähriges Bestehen. Der Düsseldorfer Ophthalmologe und Medizinhistoriker Albert Esser schreibt dazu eine Festschrift, welche allerdings die NS-Zeit nahezu vollständig ausblendet. Die Aufarbeitung der NS-Geschichte der DOG wird erst 1999 einsetzen.

Festschrift 2007

13. August 1961

Der Bau der Berliner Mauer führt endgültig zur weitgehenden Unterbrechung der bereits seit 1949 rückläufigen Kontakte zwischen den Augenärzten aus der DDR und jenen der BRD. Ostdeutsche Ophthalmologen werden angehalten, ihre DOG-Mitgliedschaft zu beenden.

1966

Der 20. Weltkongress für Augenheilkunde findet in München statt. Kongresspräsident ist Hans (Johannes) Karl Müller (1899-1977) aus Bonn.

Hans Karl Müller

1975

Die 74. Tagung der DOG findet mit dem Thema „Periphere Retina“ in Essen statt. Der Kongresspräsident, Gerhard Meyer-Schwickerath (1920-1992), ist durch die von ihm in Hamburg und Essen entwickelte Fotokoagulation der Netzhaut als bisher einziger deutscher Ophthalmologe in die Nähe eines Nobelpreises gerückt

Gerhard Meyer-Schwickerath

1990

Die 88. Tagung der DOG findet mit dem Hauptthema „Retina“ in Baden-Baden statt. Nach dem Fall der Mauer nehmen erstmals nach Jahrzehnten wieder zahlreiche Kolleginnen und Kollegen aus dem Osten Deutschlands an der Tagung teil. Kongresspräsident ist Achim Wessing.

Achim Wessing

1991

Die 89. Tagung der DOG wird in Leipzig und damit erstmals in einem der neuen Bundesländer abgehalten. Kongresspräsident ist Jörg Draeger.

Jörg Draeger

Nach 1991

Nach der Wende auch im ehemaligen „Ostblock“ stellen der Augenarzt Rolf Grewe aus Münster und die DOG Kontakte zu den Augenärzten in den Ländern Südosteuropas her und unterstützen die Weiterentwicklung der dortigen Augenheilkunde.

Rolf Grewe

1992

Durch die Wiedervereinigung ist die Zahl der DOG-Mitglieder und der Kongressteilnehmer stark angestiegen, so dass das „historische Heidelberg“ als Tagungsort zu klein geworden ist und nicht mehr in Betracht kommt. Die DOG tagt 1992-1996 im nahe gelegenen Mannheim.

1993

Die Zahl der DOG-Mitglieder überschreitet 3000.

1997

Die DOG verlegt ihren Tagungsort nach Berlin. Präsident der ersten Tagung in Berlin ist Anselm Kampik.

Anselm Kampik

2000

Die 98. Tagung der DOG in Berlin steht als „Millenniumstagung“ unter dem Thema „Tradition und Aufbruch in der Augenheilkunde zur Jahrtausendwende“. Kongresspräsident ist Christian Ohrloff.

Christian Ohrloff

30. September 2001

Mit Gabriele Lang wird erstmals eine Frau Präsidentin der DOG.

2002

Die DOG stellt ihre „Graefe-Sammlung“ dem Medizinhistorischen Museum in der Charité Berlin als Dauerleihgabe zur Verfügung.

26. bis 29. September 2002

Mit ihrer Präsidentin Gabriele Lang begeht die DOG ihre 100. Tagung in Berlin mit dem Generalthema „Innovationen in der Augenheilkunde“.

2005

Die Zahl der DOG-Mitglieder überschreitet 5000. Die DOG ist Mit-Ausrichterin der Tagung der Europäischen Augenärzte Vereinigung (SOE) in Berlin. Tagungspräsident ist Michael Foerster.

Michael Foerster

2006 unter der Präsidentschaft von Prof. Pfeiffer

Die DOG bezieht ihre neue Geschäftsstelle in der Münchner Platenstraße. Tagungspräsident ist Prof. Pfeiffer.

Norbert Pfeiffer
DOG-Geschäftsstelle in München

2007

Mit der 105. Tagung begeht die DOG ihren 150. Geburtstag. Sie gibt dazu die umfangreiche Festschrift „Visus und Visionen“ heraus. Tagungspräsident ist Gernot Duncker.

Gernot Duncker

2010

Die DOG ist Mit-Ausrichterin des „World Ophthalmology Congress“ (WOC) in Berlin. Tagungspräsident ist Gerhard Lang.

Gerhard K. Lang

2013

Die „Klinischen Monatsblätter für Augenheilkunde“ als eines von 3 Publikationsorganen der DOG begehen ihren 150. Geburtstag. In der Sonderrubrik „150 Jahre KliMo – gestern und heute“ werden Arbeiten aus den vergangenen Jahrzehnten wieder gegeben und aus heutiger Sicht kommentiert.

2014

Nach 16 Jahren beendete Anselm Kampik (München) sein Amt als Generalsekretär der DOG. Entscheidende Verdienste Kampiks sind und bleiben die Professionalisierung der Geschäftsstelle, die weitere Internationalisierung der Gesellschaft und die Verlagerung des Tagungsortes nach Berlin. Kampiks Nachfolger als Generalsekretär wird Thomas Reinhard (Freiburg).

2015

Eine Sekundarschule in Berlin-Kreuzberg erhält offiziell den Namen „Albrecht von Graefe Schule“. Die Namensgebung wird feierlich mit einem Festakt begangen. In der Folgezeit entwickelt sich ein freundschaftliches Verhältnis zwischen Graefe-Schule und DOG.

2020

Das Jahr steht ganz im Zeichen des 150. Todestags Albrecht von Graefes („Graefe-Jahr“) und der Corona-Pandemie. Am 20. Juli, dem Todestag, legen der Präsident Hans Hoerauf und der Nach-Präsident Hagen Thieme für die DOG einen Kranz am Graefe-Denkmal in Berlin nieder. Herr Opp, Lehrer an der A.v. Graefe Schule, ist auch dabei. Der Kongress im Oktober kann wegen der Pandemie nicht als Präsenzveranstaltung abgehalten werden, sondern erfolgt erstmals virtuell. Festrede und Keynote Lectures befassen sich mit dem Einfluss der Ökonomie auf Medizin und Augenheilkunde.

© DOG/Dirk Deckbar
Profs. Hoerauf und Thieme am 20.07.2020 nach der Kranzniederlegung am von-Graefe-Denkmal
Kranzniederlegung am Albrecht Von Graefe Denkmal © Dirk Michael Deckbar

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